Die Fussball- Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat gezeigt, was wir alles erreichen können, wenn wir mehr zusammenhalten

Es gibt viele in Deutschland, die nicht an Fußball interessiert sind und das ist auch gut so. Es gibt aber nur wenige, an denen die Pressekonferenz (PK) des DFB mit dem Teamtrainer der deutschen Mannschaft vorbei gegangen ist. Ich bin sehr beeindruckt wie der junge Trainer dabei über den Tellerrand hinaus geschaut hat.

„Ich glaube, wir leben in einer Zeit, wo jedem das einzelne Posting, sich selbst darzustellen, wichtiger ist als eine gemeinsame Stunde zu verbringen", sagte Nagelsmann. "Wir waren lange und ewige Zeiten ein Land der Vereine, wo Menschen zusammenkamen und unterschiedliche Dinge gemacht haben", so Nagelsmann weiter.

Gemeinsamkeit ist extrem wichtig.

Die Menschen haben sich mehrmals die Woche getroffen und gemeinschaftlich schöne Stunden verbracht", erinnert er sich. „Heute sei es hingegen mehr wert, alleine an irgendeinem Bergsee ein Instagram-Foto zu machen. Ich glaube, diese Gemeinsamkeit und gemeinsame Dinge zu bewirken sind extrem wichtig. Es sei nun wichtig zu realisieren, dass Deutschland ein schönes Land sei, in dem viele Dinge möglich seien, wenn man mehr zusammenhalte und weniger schwarz male. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der Dinge alleine macht und dann automatisch schneller, besser, weiter kommt als, wenn er das mit irgendjemandem zusammen macht", sagt Nagelsmann. Es sei ihm wichtig, dass die Einigkeit, die während des Turniers um die Nationalmannschaft geherrscht habe, auch ins normale Leben übertragen werde.

Dazu müsse jeder in seinem kleinen Kreis, in seiner Straße" anfangen, sich gegenseitig zu helfen. Es geht darum sich gegenseitig zu unterstützen und gemeinsam zu versuchen Menschen zu integrieren, willkommen zu heißen und ihnen zu helfen, dass sie sich wohlfühlen und auch die Menschen dann für sich zu einen, gemeinsam mit einem selbst an einer besseren Zukunft zu arbeiten", so Nagelsmanns Appell.

Die Menschen hätten einen Hang dazu, Dinge negativ zu betrachten. "Man kann ja immer Probleme sehen und wir haben Probleme im Land, man kann aber auch immer von Lösungen sprechen", sagt der Bundestrainer. "Wir hatten beim DFB auch ein brutales Problem, aber ich glaube nicht, dass ich in einer PK saß und gesagt habe: Ja, wir haben ein Riesen-Problem. Hoffentlich kriege ich das hin. Ich habe gesagt: Wir haben Lösungen", sagt er. „Ob die Lösungen funktionierten, müsse man sehen und dann gegebenenfalls den Mut haben neue Wege zu gehen. Immer nur zu meckern, aber sich nicht selbst verantwortlich zu fühlen, helfe nicht. Ich glaube, wir können alle anpacken."

Der Hirnforscher Prof. Hüther beschreibt es in seinem Buch „Metamoderne“ so: Unsere lange Zeit so prosperierende westliche Welt taumelt gerade von einer Krise zur nächsten. Tragfähige Lösungen sind nicht in Sicht. Viele Menschen sind verunsichert. Manche ziehen sich zurück und versuchen, sich nur noch um ihr eigenes Wohl zu kümmern und sich noch besser als bisher vor allem zu schützen, was sie verängstigt . Manche stürmen aber auch nach vorne und glauben die Welt ließe sich durch den effizienten Einsatz von Lösungsstrategien retten, die sich längst als ungeeignet erwiesen und die Probleme nur noch weiter zugespitzt haben. Für ein persönlich und auch beruflich erfolgreiches Leben brauchen wir aber etwas ganz anderes. Die Metamoderne: in sich hinein spüren, sich wieder mit dem Verbinden, was unser Mensch sein ausmacht, sich aus den eigenen Verwicklungen befreien und sich mit den aus den eigenen Fehlern gewonnenen Erkenntnissen auf den Weg machen.

Bewusster, mitfühlender, verständiger, achtsamer, kreativer, mutiger und vor allem liebevoller als bisher. Nur damit können die zahlreichen Krisen der Welt bewältigt werden.“

Vereinfacht ausgedrückt, könnte man auch sagen, es geht darum, zu erkennen was wesentlich ist und danach zu handeln. Gemeinbsam zu handeln ist um so viel wirkungsvoller, anstatt immer nur darüber zu reden, was alles nicht geht. Was wir aber überhaupt nicht brauchen, sind Thesen der Spaltung, wie sie u.a. auch von den rechtsgerichteten Parteien in unserem Land und in Europa schamlos betrieben werden.

Mögen durch unsere Worte und unser Handeln die Grundrechte in unserem Land gestärkt werden. Dazu kann jeder einzelne von uns sehr beitragen. Wir können zum Beispiel „stopp“ sagen zu rassistischen Äußerungen in unserem direkten Wirkungskreis. Übrigens: Volksverhetzung (§ 130 StGB) liegt vor, wenn öffentlich gegen bestimmte Bevölkerungsteile gehetzt wird, diese böswillig beschimpft oder verächtlich gemacht werden.

In Verbundenheit.

Michael Meyer